Focusing ist eine Methode, mit der du dein Denken erweiterst, indem du Kopf und Körper bewusst miteinander verbindest. Wie du Focusing anwendest, kann jedoch ganz unterschiedlich aussehen. Je nachdem, ob du dich unterstützen lässt, die Methode insgesamt lernen möchtest oder ein aktuelles Thema für dich alleine klären willst, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Es gibt nicht das eine, feste Focusing-Format. Gendlin, der Begründer der Methode, hat Focusing nicht als starre Technik verstanden, sondern als Beschreibung eines lebendigen Prozesses. Auf dieser Grundlage haben sich im Laufe der Jahre unterschiedliche Formen und Vertiefungen des Focusing entwickelt.
In der folgenden Übersicht findest du die Varianten, die mir bisher am häufigsten begegnet sind. Die Übersicht soll dir helfen, einzuordnen, welche Form zu deinem Anliegen passt.
Übersicht Focusing-Arten
Focusing-Coaching: Dient dazu, konkrete Fragen aus dem
beruflichen oder privaten Bereich zu klären.
Format: 1:1 mit Coach:in und Klient:in
Partnerschaftliches Focusing: Inhaltlich wie Focusing-Coaching.
Format: 1:1 mit zwei Personen, die in Focusing ausgebildet sind
Gruppenfocusing: Format für Seminare und Workshops, Themenvorschläge und Anleitung kommt von der Leitung
Selbstfocusing: Nur für erfahrene Focusing-Praktizierende und unkomplizierte Alltagsthemen geeignet
Focusingorientierte Psychotherapie: Verbindet klassische psychotherapeutische Arbeit mit dem körperlichen Erleben als Informationsquelle.
Format: 1:1 mit Therapeut:in und Patient:in
Was ist Focusing?
Focusing ist eine Methode, die es möglich macht, mit Kopf und Körper gemeinsam zu denken. Durch diese Verbindung bekommst du eine neue Perspektive auf dein Thema, die dir sonst nicht zugänglich ist. Focusing ist eine psychologische Methode, die philosophisch begründet, wissenschaftlich überprüft und klinisch erprobt ist.
Es ist besonders geeignet, wenn es gerade schwierig ist oder du das Gefühl hast, festzustecken und dich im Kreis zu drehen. Focusing kann sowohl für berufliche als auch für private Themen eingesetzt werden. Also zum Beispiel bei wichtigen Entscheidungen, wenn für dich Veränderungen anstehen oder du Veränderungen verarbeiten musst und wenn du dir neuen Ideen wünscht. Focusing ist außerdem ideal in komplexen oder vielschichtigen Situationen und wenn du dir in äußerlich unsicheren Zeiten innere Gewissheit wünscht.
Eine ausführliche Beschreibung findest du in meinem Artikel „Was ist Focusing?“.
Was ist Focusing-Coaching?
Focusing-Coaching ist dann die richtige Wahl, wenn du ein konkretes berufliches oder privates Thema hast, dass dich intensiv beschäftigt und mit dem du alleine nicht weiterkommst. Ein Thema ist zum Beispiel ein Problem, ein ungutes Gefühl, oder eine Frage, die dich nicht loslässt. Es kann aber auch die Beziehung zu einer anderen Person sein, ein schwieriges Gespräch oder auch die Vorbereitung auf einen neuen Job oder eine neue Position. In meinem Artikel „Situationen, bei denen Focusing-Coaching besonders hilft“ habe ich eine ganze Reihe konkrete Beispiele aufgeführt.
Grundsätzlich kannst du mit Focusing-Coaching jedes Thema klären. Besonders hilfreich ist es bei schwierigen Themen, die dich fordern oder innerlich unter Druck setzen. Denn im Prozess tauchen durch die Verbindung von Verstand und körperlichem Erleben Aspekte auf, zu denen du vorher keinen Zugang hattest. Genau daraus entstehen Lösungen, die du so nicht erwartet hättest – und die neue Möglichkeiten eröffnen.
Was Focusing Coaching zusätzlich besonders macht: Durch die Verbindung zu deinem Körper wird das Handeln deutlich einfacher. Denn du hast die Lösung nicht nur im Kopf erarbeitet, sondern körperlich erlebt. Das schafft die ideale Basis für nachhaltige Transformation.
Mehr zum Coaching-Prozess mit Focusing findest du in meinem ausführlichen Artikel über Focusing-Coaching.
Das klingt spannend und du möchtest es gleich mal ausprobieren? Dann buche gerne ein 20-minütiges, kostenloses Vorgespräch mit mir, in dem wir die nächsten Schritte klären können
Was ist partnerschaftliches Focusing?
Ein partnerschaftliches Focusing ist wie ein Focusing-Coaching, bei dem allerdings beide Teilnehmende die Methode kennen. Partnerschaftlich deshalb, weil nach jeder Einheit die Rollen getauscht werden. Jeder ist also mal Coach:in und mal Klient:in. Diese Form des Focusing wird meist in Lerngruppen eingesetzt. Erfahrene Focusierende verabreden sich aber auch außerhalb von Seminaren für partnerschaftliches Focusing, um ihre Themen zu klären.
Neulich habe ich außerdem von einem Trainingsangebot gelesen, bei dem sich zwei Personen ohne Focusing-Erfahrung gemeinsam anmelden konnten. In mehreren Sessions lernen sie partnerschaftliches Focusing, um es anschließend miteinander zu praktizieren.
Was versteht man unter Gruppenfocusing?
Gruppenfocusing macht man – wie der Name schon sagt – in Gruppen. Ich habe es in meiner Ausbildung kennengelernt und verwende es in meinen Workshops. Beim Gruppenfocusing macht die Gruppenleitung entsprechend dem Oberthema Themen-Vorschläge, die alle Teilnehmenden für ihre individuellen Prozesse nutzen. Anders als bei Körperreisen oder Körperwahrnehmungsübungen gibt es im Gruppenfocusing keine inhaltlichen Anleitungen. Von der Struktur her entsprechen sie dem klassischen Focusing-Prozess:
- Freiraum schaffen
- Themenvorschlag
- körperliche Resonanz: Felt Sense
- Symbolisieren: Innere Bilder, Impulse, Bewegung, Worte
- Vergleichen: Spüren, ob es passt
- Fragen stellen: nächster guter Schritt
- Annehmen und schützen: Dem, was da ist, einen guten Raum geben
Gruppenfocusing wird sehr oft zu Beginn eines Workshops oder zur Einstimmung auf ein neues Thema eingesetzt. Durch diese Art von Focusing erlebt jedes Gruppenmitglied einen individuellen Prozess. Die Inhalte können anschließend in Kleingruppen oder im Plenum geteilt werden.
Was bedeutet Selbstfocusing?
Selbstfocusing bedeutet, eine Focusing-Session ohne Coach:in oder Begleitung zu machen. Du folgst dabei einer festen Abfolge von sieben Schritten: vom Ankommen über das Einladen eines Themas bis hin zum bewussten Abschluss. Diese Struktur gibt dir Orientierung, wie du selbstständig mit deinem inneren Erleben arbeiten kannst.
Insgesamt ist Selbstfocusing aber eher schwierig umzusetzen. Selbst mein Ausbilder, Prof. Dr. Johannes Wiltschko, der seit 50 Jahren Focusing lehrt und anwendet, lässt sich beim Focusing immer von jemandem begleiten, erzählte er neulich in einem Interview.
Der Grund dafür: Sobald deine eigenen Verhaltensmuster mitwirken, geht dir die Distanz zu deinem Thema verloren und der Focusingprozess bleibt quasi zwischen deinen Mustern stecken. Wenn du trotzdem ausprobieren möchtest: In meinem Artikel „Selbstfocusing in sieben Schritten“ beschreibe ich ausführlich die Vorgehensweise.
Wie wird Focusing im therapeutischen Umfeld eingesetzt?
Focusing-orientierte Psychotherapie ist ein eigener Bereich. Eugene Gendlin war Philosoph und Psychotherapeut und ein jahrelanger Begleiter von Carl Rogers, dem Begründer der klientenzentrierten Psychotherapie. Aus diesem Grund ist die Methode in der Therapie auch am weitesten verbreitet. Gendlin selbst hat Focusing aber immer als Hilfe zur Selbsthilfe bezeichnet, die ohne Therapiesetting in jeder Alltagssituation neue Klarheit bringen kann.
Da ich keine Psychotherapeutin bin, möchte ich hier nur ganz kurz beschreiben, worum es bei Focusing-orientierter Psychotherapie geht: Sie verbindet klassische psychotherapeutische Arbeit mit dem körperlichen Erleben als Informationsquelle. In der Therapie entsteht dafür ein Raum, in dem Klient:innen lernen, dem vagen, oft schwer in Worte zu fassenden Erleben Aufmerksamkeit zu geben. Dieses „noch unklare Wissen“ wird nicht analysiert, sondern Schritt für Schritt ausgearbeitet, bis daraus neue Bedeutung und Verständnis entstehen.
Du hast ein Thema, bist dir aber unsicher, welche Art von Focusing dafür am besten geeignet ist? Dann vereinbare gerne ein kostenloses 20-minütiges Vorgespräch, in dem wir deine Fragen klären können.
