Mein erster Gedanke zu der Idee, ein Manifest zu schreiben: Das machen Leute wie Karl Marx, aber nicht jemand wie ich. Doch kaum hatte ich angefangen, habe ich gemerkt, wie wichtig mir dieser Text ist.
Ein Manifest ist eine Erklärung von Zielen und Absichten. Und genau das braucht es hier. Denn Focusing ist weit mehr als eine Coaching-Methode, mit der man sich aus unangenehmen Situationen befreien kann. Es ist eine Möglichkeit, dein Leben völlig neu zu denken und zu gestalten.
Focusing-orientiert zu denken, ist ein Paradigmenwechsel. Es geht um eine neue Perspektive auf den Körper und damit um neue Möglichkeiten der Selbstverortung und Reflexion. Ich nenne das: „Denken mit Kopf UND Körper“.
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1. Die Zukunft gehört dem intuitiven Kopfmensch
Die Herrschaft des Verstandes war gestern. Wir nutzen unseren Kopf UND unseren Körper als Ressource. Wir wollen kein ‚entweder oder‘, wir entscheiden uns für ’sowohl als auch‘. So sichern wir uns die Chance auf eine gute, entspannte und erfolgreiche Zukunft.
2. Unser Kopf und unser Körper sind ein perfektes Team
Viele Probleme entstehen, weil man den Verstand zu oft alleine lässt. Deshalb nutzen wir unseren Verstand und unser körperliches Erleben entsprechend ihrer Fähigkeiten.
Der Verstand
- analysiert
- strukturiert
- plant
- begründet
- reproduziert
Das körperliche Erleben
- erfasst Situationen als Ganzes
- ermöglicht Orientierung
- liefert zusätzliche Informationen
- beseitigt Unklarheiten
- findet Möglichkeiten
3. Unser Verstand ist nur ein Teil dessen, was uns klug macht
Wir kümmern uns aktiv darum, dass unser Kopf zum Teamplayer wird und nur die Jobs macht, für die er auch geeignet ist. Wir schätzen und würdigen ihn für seine Stärken, verabschieden uns aber von dem Glauben, er besitze eine Vormachtstellung.
4. Mit Kopf und Körper denken ist kritisches Denken
Mit der Verbindung von Kopf und Körper können wir Argumente ganz anders hinterfragen. Unser Verstand ordnet, analysiert und begründet. Unser Körper deckt Denkfehler auf, stellt Überzeugungen infrage, macht Alternativen zugänglich und signalisiert (Un-)Stimmigkeiten.
Unser Bezugssystem liegt innen, nicht außen.
5. Unser Körper weiß mehr als unser Kopf
Wir kultivieren die Fähigkeit, auch Wissen zu nutzen, das unser Körper gespeichert hat.
Denn unser Körper ist in jeder Situation dabei. Er bekommt alles mit, was wir erleben. In jedem Moment nimmt er eine riesige Menge an Informationen auf, von denen nur ein Bruchteil in unser bewusstes Erleben gelangt. Der Verstand greift also nur auf einen überschaubaren Ausschnitt an Informationen zurück – die zudem stark geprägt sind von dem, was kulturell und gesellschaftlich vorgegeben ist.
6. Unser Körper hat längst weiter erlebt, während unser Kopf oft noch von früher erzählt
Wir sind in Kontakt mit unserem körperlichen Erleben, denn es zeigt uns, wo wir gerade stehen. Erzählungen über uns selbst hinterfragen wir und überprüfen, ob sie noch stimmen.
Denn der Verstand greift gern auf alte Erklärungen zurück: So bin ich halt, das konnte ich noch nie, das liegt an meiner Geschichte. Diese Sätze haben vielleicht einmal Sinn gemacht und Halt gegeben. Aber auch wenn sich die Realität längst verändert hat, hält der Verstand weiter daran fest.
Der Körper dagegen verarbeitet laufend neue Erfahrungen und aktualisiert unser inneres Verständnis. Häufig sind wir ganz woanders, als unsere alten Deutungen vermuten lassen.
7. Wir können nicht nicht erleben
Erleben passiert sowieso. Wir nehmen es ernst und nutzen es bewusst.
Von Paul Watzlawick stammt der Satz „Wir können nicht nicht kommunizieren“. In Kurzfassung bedeutet das, dass jedes Verhalten eine Botschaft sendet. Nicht umsonst heißt es auch „Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte“.
Genauso ist es mit dem körperlichen Erleben: Wir erleben immer und in jedem Moment. Dieses Potenzial lassen wir nicht ungenutzt.
8. Niemand weiß besser Bescheid über uns als wir selbst
Niemand anders hat das Gleiche erlebt wie wir. Deshalb kann auch niemand wissen, was für uns richtig oder falsch ist.
Wir nehmen uns selbst als Referenz und klären Unstimmigkeiten mit Hilfe unseres körperlichen Erlebens. Im Austausch mit anderen hören wir auch uns selbst genau zu und erkennen so, was für uns wirklich stimmt.
9. Langsamkeit ist die einzig mögliche Antwort auf das Tempo der Welt
Wir verlangsamen bewusst, damit wir uns selbst und unser körperliches Erleben wahrnehmen.
Denn nur in der Langsamkeit wird spürbar, was eine Situation tatsächlich mit uns macht.
Geschwindigkeit produziert automatische Reaktionen und voreilige Schlüsse.
Langsamkeit eröffnet Zugang zu dem, was irgendwie schon da ist, aber noch verstanden werden will.
10. Das Unaussprechliche ist für uns kein Tabu. Es ist die Schwelle, an der etwas Neues entsteht
Wir richten unsere Aufmerksamkeit da hin, wo noch keine Worte sind. Denn aus dem noch nicht Sagbaren kommen die Impulse, die unserem Denken fehlen.
11. Auf unsere innere Gewissheit zu hören, ist kein Egoismus.
Wir handeln nach unserer inneren Gewissheit, weil sie nicht isoliert entsteht, sondern aus dem Zusammenspiel von Erfahrung, Situation und Beziehung.
Unser Erleben ist nie losgelöst vom Umfeld. Wir sind Teil eines größeren Zusammenhangs und stehen in ständiger Wechselwirkung mit dem, was uns umgibt. Was sich als innere Gewissheit zeigt, ist deshalb nie nur privat, sondern immer in diese Zusammenhänge eingebettet.
Wenn du diesen Denkansatz vertiefen willst: In meinem Newsletter schreibe ich regelmäßig über Focusing, körperliches Erleben und finde Antworten auf die Frage, wie wir zu innerer Gewissheit kommen.
















4 Kommentare
Das hast Du sehr schön ge- und beschrieben! 🙏🏻
Danke, liebe Nina. Hat mir auch sehr viel Spaß gemacht.
Liebe Birgit,
was für ein wundervoller Beitrag und Denkanstoß.
Erst gestern hatte ich ein Gespräch, in dem es um die sogenannten Kopf-und Bauchmenschen ging.
Wie passend, dass mir genau heute dein Beitrag über den Weg kommt. Das bestätig wieder mal meine Überzeugung, dass es keine Zufälle gibt 😉.
Hab ein schönes Weihnachtsfest und ein wundervolles Jahr 2026
Antonette
Liebe Antonette,
wie schön, dass mein Artikel dir im passenden Moment über den Weg gelaufen ist. Ich glaube auch nicht (mehr) an Zufälle.
Diese Zuordnung „Kopf“ oder „Bauch“ bewegt mich schon mein ganzes Leben. Mögen immer Menschen sich dafür entscheiden, beides zu nutzen. Wobei es da noch eine Menge Missverständnisse und Vorurteile aufzuräumen gibt.
Wünsche dir ebenfalls ein wunderbares Weihnachtsfest und ein richtig erfreuliches 2026.
Herzliche Grüße
Birgit