Wirtschaftliche Umbrüche, politische Krisen, technologische Sprünge: Die Welt scheint aus den Fugen zu geraten, Vorhersagen lassen sich immer schwieriger treffen. Wir müssen entscheiden und handeln, während die Lage noch völlig unübersichtlich ist.
Genau das macht Entscheidungen heute anspruchsvoll. Wir können nicht mehr davon ausgehen, dass sorgfältige Analyse und lineare Planung ausreichen. Immer öfter sind Informationen unvollständig, widersprüchlich oder ändern sich schneller, als Pläne angepasst werden können. Trotzdem müssen wir Position beziehen, Verantwortung übernehmen und nächste Schritte gehen.
Focusing bietet die Möglichkeit, besser mit dieser Gesamtsituation zurechtzukommen. Es verbindet Kopf und Körper und ermöglicht einen systematischen Zugang zu weiteren Entscheidungsressourcen.
In diesem Artikel geht es um Sicherheit im Ungewissen, (d)eine Antwort auf KI, zukunftsfähige Entscheidungen, Authentizität, Kreativität und was Focusing damit zu tun hat
Was ist Focusing?
Im Kern ist Focusing der Moment, wo du bei etwas bleibst, was du schon ahnst oder spürst, das aber noch nicht ganz klar ist. Etwas, was du noch nicht in Worte fassen kannst, obwohl es schon irgendwie da ist. Was wichtig ist für dein Thema, was noch gesagt werden will, weil es neu ist und einfach dazugehört.
Auch ohne Focusing zu kennen, ist dir das Phänomen bestimmt bekannt: Die Argumente für eine Entscheidung liegen auf dem Tisch, eigentlich ist alles klar. Und dennoch gibt es einen Teil in dir, der weiter zögert. Etwas hält dich ab, obwohl du grundsätzlich kein schlechtes Gefühl hast. Aber irgendwie ist die Entscheidung doch noch nicht reif.
Du trägst sie eine Weile mit dir herum, ohne ständig über das Thema nachzudenken. Und plötzlich kommt aus deinem Inneren das fehlende Puzzle-Teil: eine zusätzliche Perspektive, eine neue Idee oder eine andere Richtung. Und dann stimmt es plötzlich, dann ist die Entscheidung fertig und du handelst mit Leichtigkeit.

Focusing ist eine Methode, die Kopf und Körper für bessere und leichtere Entscheidungen verbindet. Ich sage gerne, dass Focusing unser Denken insgesamt besser macht: Durch die Verbindung von Kopf und Körper können wir deutlich mehr Aspekte einer Situation berücksichtigen, als wenn wir versuchen, etwas nur mit dem Kopf zu erfassen und zu lösen. Die Verbindung von Kopf und Körper lässt uns umfassender denken. Also insgesamt ganzheitlicher – auch wenn ich das Wort nicht so mag, weil es alles und dann auch wieder nichts Konkretes aussagt.
Guter Einstieg: Focusing Coaching
Eine Übersicht über das Thema Focusing findest du unter dem entsprechenden Abschnitt auf Wikipedia. Auch wenn Focusing für viele neu ist, wird das dahinterliegende Prinzip übrigens seit Jahrzehnten unter anderem in der (klientenzentrierten) Psychotherapie genutzt. Es ist eine wissenschaftlich geprüfte und klinisch erprobte Methode, die im Coaching-Bereich jetzt erst anfängt, sich zu verbreiten.
Der perfekte Einstieg in das Thema ist Focusing Coaching. Du beschäftigst dich dabei focusingorientiert mit deinen Fragestellungen und erlebst gleichzeitig, worum es beim Focusing geht. Denn Focusing ist nicht nur eine Methode, es ist auch eine innere Haltung. Es geht um Innehalten, Absichtslosigkeit und entspannte Aufmerksamkeit.
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Warum ist Focusing heute so wichtig?
Beim Focusing verbindest du Verstand, Erfahrung, Intuition und unbewusste Wissensbestände, die aus dem Körper kommen. Dadurch entsteht eine deutlich umfassendere Entscheidungsbasis. Diese Kombination ermöglicht es dir, Klarheit zu jedem x-beliebigen Thema zu bekommen, um dann aus echter innerer Gewissheit zu handeln. Wenn Kopf und Körper zusammen denken, wird das Ergebnis deutlich besser.
Focusing schafft Sicherheit im Ungewissen
Täglich müssen wir Entscheidungen zu Themen treffen, die völlig neu sind und von denen unklar ist, wohin sie sich entwickeln. Denn unerwartete Ereignisse häufen sich: Pandemien, Kriege, neue politische Konstellationen – die Liste wird immer länger. Sowohl menschliche Bedürfnisse und als auch Technologien ändern sich schneller, als Pläne angepasst werden können. Planungssicherheit, wie wir sie früher kannten, gibt es nicht mehr. Lineare Planungslogik, die auf dem vollständigen Verständnis sowohl der Ist-Situation als auch zukünftiger Entwicklungen ausgeht, funktioniert schlicht und einfach nicht mehr.
Mit Focusing bist du nicht auf vollständige Vorhersagbarkeit angewiesen, um gute Entscheidungen zu treffen. Es ermöglicht dir, einen nächsten guten Schritt für die Situation zu finden – egal wie komplex, unvollständig und sogar widersprüchlich die Informationen sind, die dir für deine Entscheidung zur Verfügung stehen.
Focusing macht Entscheidungen zukunftsfähiger
Es ist eine Menge Druck auf dem Kessel: Die Unsicherheiten werden größer, gleichzeitig hoffen wir, dass alles wieder gut wird, wenn wir nur die richtige Entscheidung treffen. Wenn du schon häufiger in kürzester Zeit auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren musstest, weißt du, wie stressig diese Situationen sind. Leider führt Zeitdruck dazu, dass Entscheidungen unter Adrenalin getroffen werden: Statt innezuhalten, greifen wir auf unbewusste Vorannahmen, Gewohnheiten oder die lauteste Stimme im Raum zurück – Hauptsache, das unangenehme Druckgefühl geht so schnell wie möglich weg.
Focusing wirkt hier wie eine eingebaute Bremse. Beim Focusing lernst du, innezuhalten und einen inneren Abgleich zu schaffen. Indem du Tempo rausnimmst, werden deine Entscheidungen umsichtiger und zukunftsfähiger. Und mehr noch: Focusing schützt dich vor Entscheidungsmüdigkeit, da es den Zugang zu deinen inneren Ressourcen stärkt.
Neurowissenschaftler Dr. Joseph Jebelli hat ein Buch darüber geschrieben, wie wir unser Leben verbessern, wenn wir zwischendurch innehalten. Er bezieht sich nicht direkt auf Focusing, macht aber sehr eindrücklich deutlich, wie viel besser du (nicht nur) denken kannst, wenn du lernst, innezuhalten.
Focusing ermöglicht Authentizität
Auf keiner Liste moderner Führungs-Must-Haves fehlt das Wort ‚Authentizität‘. Auch privat wünschen sich viele Menschen, mehr bei sich sein zu können. Absolut nachvollziehbar, denn es macht das Leben im wahrsten Sinne des Wortes wertvoller, wenn man nach seinen eigenen Werten und Überzeugungen lebt. Warum ‚authentisch sein‘ allerdings leichter gesagt ist als getan, beschreibe ich in meinem Artikel über Authentizität.
In der Psychologie wird Authentizität als Übereinstimmung zwischen dem inneren Erleben einer Person und ihrem äußeren Verhalten verstanden. Hier kommt Focusing ins Spiel: Focusing ermöglicht dir den systematischen Kontakt zu deinem Erleben. Denn das ist nicht für jeden selbstverständlich. Im Gegenteil: Die meisten Menschen leben an sich selbst vorbei ihr Leben quasi im Autopiloten. Und nur, wenn man sich selbst mitbekommt, kann man auch authentisch leben.
Focusing ist ein Kreativitätsbouster
In seinem Buch beschreibt der Neurowissenschaftler Jebelli, wie die Kreativität zunimmt, wenn man im Alltag bewusst Pausen einlegt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es gar nicht so einfach ist, den Laptop zuzuklappen und bewusst nichts zu tun, wenn die (Job-)Hütte gerade brennt. Wenn du mit Focusing vertraut bist, kannst du den Kreativitätsbouster ‚Innehalten‘ jederzeit für alle Themen nutzen, für die du gerade einen nächsten guten Schritt brauchst. Beim Focusing lernst du, systematisch generative Pausen zu machen, also Pausen, in denen aus dir heraus etwas Neues entstehen kann.
Welche Rolle wird Focusing in der Zukunft spielen?
Mit den Lösungen der Vergangenheit werden wir die Herausforderungen der Zukunft nicht lösen können. Die Politik nicht, die Gesellschaft nicht, du nicht, ich nicht, niemand. Wir müssen also umdenken und lernen, weitere Aspekte für unser Denken zu nutzen, die wir bisher vernachlässigt haben.
Für die Anhänger der reinen Logik ist es eine schlechte Nachricht: Das Leben verläuft nicht linear. Sobald die Lage komplex wird, greifen kognitive Methoden zu kurz. Hier braucht es mehr als lineares Denken. Für alle, die sich mit Kognitions- und Neurowissenschaften beschäftigt haben, ist dies keine Überraschung.

Focusing ist eine echte Zukunftsmethode, weil sie nicht-lineares Denken unterstützt und „den nächsten guten Schritt“ in den Mittelpunkt stellt. Je eher du lernst, mit Focusing einen systematischen Zugang zu umfassenderem Denken zu entwickeln, desto leichter wirst du mit Komplexität zurechtkommen.
Außerdem kann Focusing dir helfen, künstlicher Intelligenz (KI) und zunehmender Digitalisierung etwas entgegensetzen. Aktuell erlebt KI einen echten Hype. Es gibt Leute, die behaupten, dass die künstliche Intelligenz uns irgendwann das Denken und fast alle Arbeiten abnehmen wird. Ich finde, dass KI durchaus interessante und praktische Aspekte hat. Aber eines solltest du niemals in ihre ‚Hände‘ geben: deine persönlichen Entscheidungen. Weil es ein wichtiges Thema ist, werde ich zu Focusing im KI-Zeitalter demnächst einen Artikel schreiben.
Die Zukunft hat bereits begonnen. Focusing ist DIE Methode, mit der du gut auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet bist. Du gewinnst du Klarheit, wie diese Zukunft für dich persönlich aussehen soll und was du tun kannst, um sie positiv zu gestalten – mit jedem nächsten guten Schritt.
Du möchtest deine Zukunft aktiv zu gestalten? Dann lass uns kennenlernen.
So fängst du mit Focusing an
Am einfachsten lernst du Focusing in einem Focusing-Coaching kennen. Mehr über Focusing-Coaching findest du in diesem Artikel.
Da Focusing Hilfe zur Selbsthilfe ist, findest du hier eine Anleitung zum Selbstfocusing in 7 Schritten. Allerdings eignet sich Selbstfocusing eher für dich, wenn du bereits Erfahrungen mit Focusing-Coaching gesammelt hast und weißt, worum es grundsätzlich geht.
2 Kommentare
Hallo Birgit,
Focusing kannte ich bisher nur dem Namen nach. Als Embodiment-Lehrerin kommt mir aber Vieles bekannt vor und ich kann deiner Argumentation 100% zustimmen: „Wenn Kopf und Körper zusammen denken, wird das Ergebnis deutlich besser.“
„Entscheidungen mit Körperweisheit“ nenne ich das in meiner Arbeit. Focusing werde ich auf jeden Fall als hilfreiche Zukunftstechnologie im Blick behalten.
Herzliche Grüße
Simona
Liebe Simona,
ich habe auch mal einen Embodiment-Kurs besucht und verwende in meinen Workshops manchmal Übungen daraus. Focusing und Embodiment ist eine gute Kombination, finde ich.
Vielleicht hast du ja bei Gelegenheit mal Lust, Focusing zu erleben. Das wird das gute Zusammenspiel unserer Methoden noch mal deutlicher machen.
Liebe Grüße
Birgit